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Von billig zu fair

(c) Bill Menzer

Was haben fair gehandelte Bälle, individuelle Trikots und eine AG Nachhaltigkeit gemeinsam? Sie gehören zum zukunftsorientierten Weg des Berliner Vereins Polar Pinguin. Im Rahmen der Serie „Berlin spielt fair“ zeigt das Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin gemeinsam mit der Fußball-Woche, wie Nachhaltigkeit im Vereinssport konkret aussehen kann – mit viel Engagement, kreativen Ideen und echten Handlungsmöglichkeiten für alle.

  • 19. Mai 2025
Faire Trikots bei Polar Pinguin

„Berlin spielt fair“ ist eine Kooperation der Fußball-Woche mit dem Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin. Wie genau der Berliner Sport fair wird und welche entscheidende Rolle ihm dabei zukommt, das erfährst du in einer sechsteiligen Serie rund um Vereine, die einfach losgelegt haben. Wir liefern Tipps für den Vereinsalltag und inspirieren für nachhaltiges Engagement an der Basis.

Der Juli 2023 bedeutete für Polar Pinguin eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft. Dabei handelte es sich nicht um eine sportliche Entscheidung – aber um eine, die auf dem Platz sichtbar ist. Im Fußballverein aus Tempelhof gründete sich eine AG Nachhaltigkeit, um die Mitglieder zum Thema soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu schulen und erste Schritte in Richtung nachhaltigeres Vereinsleben und -wirtschaften zu gehen. Ein Weg, den auch andere Berliner Amateurvereine einschlagen können?

Investition für die Zukunft

Schon seit einiger Zeit fliegen fair gehandelte Bälle bei Polar über das Spielfeld. Durch eine Förderung des Landessportbundes konnten diese sogar bezuschusst werden – so sparte der Verein bares Geld.

Mit dafür verantwortlich ist Noah Funk, der erste geringfügig Beschäftigte in der Vereinsgeschichte und seit April 2023 an Bord. Auf einmal konnten sich über strategische Themen Gedanken gemacht werden, die im normalen Vereinsbetrieb aufgrund von mangelnden Kapazitäten oft hinten runterfallen.

So erklärt Noah selbst:

„Wir haben uns Gedanken gemacht, welche Bereiche des Vereins uns in Bezug auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit am wichtigsten sind. Da sind wir mit als Erstes auf die Ausrüstung gestoßen, weil wir erstens in dem Bereich einen großen Schritt in Richtung eines faireren Handels machen können, zweitens aber auch Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit bei den Mitgliedern schaffen. Da sehe ich einen großen Hebel. Die Leute sind auf einmal interessiert. Was hat es mit diesen nachhaltigen Bällen auf sich? Woher kommt das fair produzierte Trikot? Dadurch beschäftigen sich Menschen plötzlich mit diesen Themen.“

Kreative Kooperation

Mit dem Start der Rückrunde 2024/25 läuft der Berlin-Ligist in eigener Trainings- und Trikotkollektion auf. Dabei begnügte man sich nicht mit klassischer Ware von der Stange, sondern kooperierte mit dem Berliner Start-up Raval Football.

Raval stellt fair produzierte Trikots und Teamwear aus herkömmlichem und recyceltem Polyester in Portugal her und setzt dabei auf individuelle Gestaltung und vielfältige Designs.

Der zweite Artikel unserer Serie „Berlin spielt fair!“ in der vergangenen Woche erklärte, warum Portugal als Produktionsland so beliebt bei nachhaltigen Unternehmen ist. Auch die Teams der Baller League setzen auf Trikots der Marke des Gründers Fred Gallois.

Das Argument für ein individuelles Trikotdesign überzeugt. Raval ist Partner des Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin, da sie nachhaltige Trikots nicht nur über die Ökobilanz bestimmen, sondern neben der Umwelt auch eine transparente Lieferkette und faire Beziehungen mit den Produktionsstätten vorleben.

Das läuft nicht ohne Herausforderungen ab, wie Fred offen betont:

„Als faires, nachhaltiges Unternehmen ist die größte Herausforderung der Markt an sich. Wir fokussieren uns auf Fußball, und die Preise sind dort schon seit Jahren im Keller. Die Hauptargumente für eine Kaufentscheidung sind nach wie vor bei vielen Menschen der Preis und eine schnelle Verfügbarkeit – gerade rund um Sportprodukte. Nachhaltiger Konsum bedeutet aber, dass nicht der Preis über den Kauf entscheidet. Vielmehr brauchen wir ein umgekehrtes Preisbewusstsein: von billig zu fair. Und wir finden Leute, die verstehen, warum es sich lohnt, etwas bei uns zu kaufen.“

Strukturen schaffen

Polar Pinguin scheint umgeben von eben diesen Leuten. Neben Noah engagiert sich beispielsweise Safa Semsary als Vorstandsmitglied für die Bereiche Antidiskriminierung und Nachhaltigkeit.

Kürzlich zeigte sie sich verantwortlich für die Veröffentlichung von „Inside Polar: Future League Edition“ – dem ersten vereinseigenen, digitalen Magazin rund um Sport und Nachhaltigkeit. Es ist ungemein wichtig, die Mitglieder kommunikativ mitzunehmen und einzubinden. Die Schaffung einer Vorstandsposition und einer AG Nachhaltigkeit sind kostenfreie Möglichkeiten für jeden Verein, seiner sozialen und ökologischen Verantwortung ernsthaft gerecht zu werden. Und wer weiß – vielleicht spielt euer Verein so in der kommenden Saison bereits mit fairen Shirts und Bällen um den Aufstieg mit?

Denn: Für nachhaltiges Handeln gibt es mittlerweile kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Oder um es in den Abschlussworten von Safa aus „Inside Polar“ zusammenzufassen: „Werdet Teil der Bewegung! Sprecht uns an, erzählt eure eigenen Geschichten, teilt eure Ideen oder probiert Neues aus. Egal, ob ihr schon konkrete Pläne habt oder einfach neugierig seid: Gemeinsam finden wir Wege, Nachhaltigkeit in den Sport und darüber hinaus zu tragen. Jeder und jede kann einen Unterschied machen – lasst uns diesen Weg gemeinsam gehen!“

Der Beitrag ist im Rahmen einer Kollaboration der Fussballwoche und des Aktionsbündnisses entstanden.

Euer Ansprechpartner
Anton Klischewski
Referent für Sport und Fairer Handel

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Unsere Vision ist, dass Berlin fair spielt, kickt, pritscht und läuft.
Durch Beratung von Sportvereinen und Sportverbänden, Kampagnenarbeit sowie Workshops und Vorträge machen wir den Berliner Sport fair.
Hier erfährst du, wie du dich oder deinen Verein nachhaltiger und fairer aufstellen kannst.

Für Fairplay – auf und neben dem Platz!

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