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Fairplay auf und neben dem Platz

(c) Jennifer Marke

Kleine Amateurvereine können nichts für Nachhaltigkeit tun? Das ist ein Irrglaube! Das Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin und die FuWo zeigen auf, wie es gelingen kann.

  • 5. Mai 2025
Berlin spielt fair

„Berlin spielt fair“ ist eine Kooperation der Fußball-Woche mit dem Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin. Wie genau der Berliner Sport fair wird und welche entscheidende Rolle ihm dabei zukommt, das erfahren Sie in einer sechsteiligen Serie rund um Vereine, die einfach losgelegt haben. Wir liefern Tipps für den Vereinsalltag und inspirieren für nachhaltiges Engagement an der Basis. Die nächsten fünf Wochen immer exklusiv in der FuWo. So wird Berlin fair!

Fußball und Nachhaltigkeit sind zwei Themen, die bis vor gar nicht allzu langer Zeit scheinbar nicht zusammengehörten. Auf der einen Seite der hochkommerzialisierte Profisport, dessen Geschäftsmodell auf Profitmaximierung, Flugreisen zu Auswärtsspielen und Auslandsvermarktung bis nach Asien oder Amerika beruht. Auf der anderen Seite das Drei-Säulen-Modell von Ökologie, Sozialem und Wirtschaft, das besagt, dass alle drei Bereiche gleichwertig und gleichrangig im Sinne der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden sollen.

Während die beiden Berliner Bundesligisten 1. FC Union und Hertha BSC durch Lizenzvorgaben der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mittlerweile Mindeststandards einer Nachhaltigkeitsrichtlinie erfüllen müssen, sieht es an der Basis noch anders aus. Natürlich gibt es Vorreitervereine, die Fußball und gesellschaftspolitisches Engagement seit Jahren aktiv vorleben. In den meisten ehrenamtlich geführten Sportvereinen scheitert der Einsatz für mehr Nachhaltigkeit jedoch häufig an den gleichen Barrieren: zu wenig Zeit, Wissen oder Geld.

Von Berlin bis Bangladesch

Das Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin ist ein Zusammenschluss von 60 Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft sowie Verwaltung und befasst sich seit Herbst 2022 intensiv mit dem Sport. Durch den Sportreferenten verfolgt die Organisation die aktuellen Entwicklungen im Breitensport sehr genau und beschäftigt sich dabei mit einem Teilbereich der Nachhaltigkeit: dem Einkauf von Teamsportbekleidung, Merchandise, Sportmaterialien oder der nächsten Ballbestellung.

Fairer Handel oder Einkauf bedeutet, dass dieser ohne Kinderarbeit, Ausbeutung von Näherinnen und Nähern und Diskriminierung im Produktionsland geschieht. Der Ansatz lässt sich so zusammenfassen: Wer wie der Sport mit Fairplay wirbt, sollte auch dafür Sorge tragen, dass das für alle Beteiligten gilt!

Oder ist es fair, wenn nur ein Prozent des Fußballtrikotpreises schlussendlich bei den Näherinnen und Nähern, die überwiegend in Asien sitzen, ankommt? Bei einem Verkaufswert von 100 Euro sprechen wir von einem einzigen Euro …

Jetzt könnte argumentiert werden, dass der Breitensport keine größeren Auswirkungen auf globale Gerechtigkeit und Fairness allgemein hat. Doch allein in der Hauptstadt bietet sich mit rund 2300 Sportvereinen eine spannende Zielgruppe, die einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit durch bessere Kaufentscheidungen liefern kann. Das ist zahlenmäßig ein Mobilisierungspotenzial von 781.000 Mitgliedern.

In einer gemeinsamen Studie von „cum ratione“, „FEMNET“ und dem Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin aus dem Jahr 2023 wurde der Status quo zum nachhaltigen Einkauf bei Berliner Sportvereinen untersucht. Insgesamt wird deutlich, dass bei der Beschaffung bisher nur wenig auf nachhaltige Produktionsbedingungen geachtet wird. Trikotsätze werden beispielsweise nur zu 12,5 Prozent und sonstige Teambekleidung zu 17,6 Prozent nach öko-fairen Kriterien ausgewählt.

Wenig überraschend ist das wichtigste Kaufkriterium: der niedrige Preis. Leider wird es Vereinen generell schwer gemacht, ihre Teams im aktuellen Markt fair und ökologisch auszustatten. Zu wenig nachhaltige Alternativen, eine umständlichere Bestellung abseits der großen Teamsport-Shops oder kein Überblick darüber, was wirklich als nachhaltig gilt.

Oftmals sind Kollektionen der großen Ausrüster nach drei Jahren nicht mehr nachbestellbar und somit „out of stock“. Das hat zur Folge, dass einzelne Trikotsätze nicht mehr nachgekauft werden können und eine Neuausrüstung gesamter Teams anfallen muss – obwohl prinzipiell nur drei Hosen nachbestellt werden müssten. Als wäre das nicht genug, kommen zusätzlich die drei angesprochenen Barrieren hinzu: zu wenig Zeit, Wissen oder Geld, um in nachhaltige Sportkleidung zu investieren. Es gibt kaum hauptamtliche Kräfte, und viele Ehrenamtliche sind mit dem Aufrechterhalten des Sportbetriebs ausgelastet.

Ins (faire) Handeln kommen

Hier könnte die Geschichte enden. Wie Sie sich denken können, ist sie nur der Anfang einer sechsteiligen Reihe, in der das Aktionsbündnis mit der FuWo von Berliner Vereinen berichten wird, die es trotzdem gemacht haben. Sie haben die Barrieren erfolgreich übersprungen und daraus preisgekröntes Engagement gemacht.

Die nächsten Ausgaben nehmen Sie mit zu drei Amateurvereinen und Leuchtturmprojekten. Machen Sie sich bereit für das erste Fußballtrikot weltweit aus Kreislauf-Materialien, die faire Vereinsausstattung aus Portugal und eine inklusive Collabo zwischen Fashion und Sport.

Außerdem werden die beiden Bundesligisten und ihre Fanshops näher beleuchtet. Zum Abschluss gibt es gebündelt Unterstützungsangebote für Sie als Einzelsportlerin/Einzelsportler oder Ihren Sportverein.

Der Beitrag ist im Rahmen einer Kollaboration der Fussballwoche und des Aktionsbündnisses entstanden.

Euer Ansprechpartner
Anton Klischewski
Referent für Sport und Fairer Handel
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