Nachhaltigkeit im Breitensport ist mehr als ein Trend: Berliner Vereine setzen bereits konkrete Maßnahmen um – von fair gehandelten Trikots über neue Einkaufsrichtlinien bis hin zu starker Vernetzung im „Runden Tisch Nachhaltiger Sport“. Erfahre, wie Sportorganisationen in Berlin Verantwortung übernehmen, Wissen teilen und Schritt für Schritt zur fairen Sportmetropole beitragen!
„Berlin spielt fair“ ist eine Kooperation der Fußball-Woche mit dem Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin. Wie genau der Berliner Sport fair wird und welche entscheidende Rolle ihm dabei zukommt, das haben wir in einer sechsteiligen Serie rund um Vereine, die einfach losgelegt haben, gezeigt. Das ist der sechste und letzte Teil der Serie.
Anfang Dezember 2023 saß der Autor dieses Textes im Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Thema: Nachhaltigkeit im Breitensport. Damals wie heute stellt sich die Frage, wie Strukturen an der Basis hin zu mehr sozialem und ökologischem Engagement aufgebaut werden können.
Ein Problembewusstsein für den Klimawandel oder Gerechtigkeit in der Lieferkette herrscht mittlerweile häufiger in den Organisationen – das ist die gute Nachricht vorab. Es ist also kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.
In vorherigen Artikeln der Serie „Berlin spielt fair“ zeigten die Vorreitervereine FC Internationale, Polar Pinguin und Pfeffersport, wie sie beim Einkauf von Trikots neue Wege gegangen sind. Das ist einerseits durch das richtungsweisende Engagement der Beteiligten zu erklären, andererseits durch das Nutzen vorhandener Materialien und guter Vernetzung in der Szene.
Konkrete Umsetzung Eine Umstellung der eigenen Spiel- und Trainingskleidung oder auch des Fanshops (falls vorhanden) auf nachhaltig zertifizierte Produkte bindet Ressourcen in der Organisation, da gelernte Prozesse hinterfragt und Rechercheaufwand betrieben werden müssen.
Die deutschlandweite Kampagne Sport handelt fair listet bereits über 250 auf soziale und ökologische Kriterien geprüfte Artikel aus den Bereichen Bälle, Sportbekleidung, Schuhe, Sportmaterial und Zubehör – Tendenz steigend. Dieses Angebot ist laut Gesprächen mit Vereinen eine gute erste Entscheidungshilfe für alle Einkäufer*innen: Es spart Zeit und gleicht fehlendes Wissen über Siegel und Lieferketten aus.
Nachhaltige Prozesse in der eigenen Organisation hängen oftmals von Einzelpersonen ab. Fair gehandelte Sportbälle werden beispielsweise nach dem Ausscheiden eines motivierten Einkäufers nicht weiter beschafft. Daher ist es sinnvoll, eine Richtlinie zum fairen und ökologischen Einkauf im Verein einzuführen – so kann Wissen gesamtheitlich gesichert werden.
In einem Kooperationsprojekt hat das Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin einen Leitfaden für Breitensportvereine inklusive einer solchen Musterrichtlinie entworfen. Die Broschüre enthält zudem die Ergebnisse einer Studie zu nachhaltigen Sportartikeln im Berliner Breitensport sowie Informationen zu Verkaufsstellen fairer Produkte in der Hauptstadt.
Externe Vernetzung Viele Organisationen stehen vor den gleichen Herausforderungen, tauschen sich im Tagesgeschäft jedoch nicht strategisch aus. Dafür gibt es seit Februar 2023 den Runden Tisch Nachhaltiger Sport in Berlin. Egal ob Verein, Verband, Bezirkssportbund, NGO oder Einzelperson – Ziel ist die Vernetzung untereinander sowie gemeinsame Projekte.
Eine Teilnahme an bisherigen Austauschrunden ist keine Voraussetzung, um ein niedrigschwelliges und durchgehendes Angebot zu ermöglichen. In diesem Jahr gab es Gastbeiträge von den Eisbären Berlin sowie den drei Sportfachverbänden für Volleyball, Badminton und Fußball.
Wenn Wissen aufgebaut, Zeit gespart und Vernetzung erfolgt ist, gehen viele Vorreitervereine im Breitensport ähnlich vor:
- Start: Etablierung einer ehrenamtlichen AG Nachhaltigkeit, um Mitstreiter*innen im Verein zu gewinnen.
- Analyse: Überprüfung aller internen Prozesse – vom Catering-Einkauf bis zum Mobilitätsverhalten der Mitglieder.
- Erste Maßnahmen: Erfolgreich umgesetzte Projekte generieren Förder- und Preisgelder, die in neue Projekte reinvestiert werden.
- Verankerung: Manche Vereine nehmen sogar eine Satzungsänderung mit Nachhaltigkeitsbezug vor.
- Außendarstellung: Eine starke Kommunikation zieht neue Partner und Mitglieder an – und kann einen echten Wettbewerbsvorteil schaffen.
Mit diesem Artikel endet die sechsteilige Serie und Kooperation zwischen der FuWo und dem Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin. Gemeinsam wollten wir Positivbeispiele aus dem Berliner Fußball vorstellen, für nachhaltiges Engagement inspirieren und Einblicke in die Lieferkette der Sportindustrie geben – um der Vision näherzukommen, Berlin zu einer fairen und zukunftsfähigen Sportmetropole zu machen.
Checkliste – So geht’s: Besuchen Sie die Website des Aktionsbündnisses Fairer Handel und informieren Sie sich über Materialien und Angebote.
- Testen Sie die Musterrichtlinie für den öko-fairen Einkauf in Ihrem Verein und lassen Sie sie vom Vorstand verabschieden.
- Schreiben Sie Anton Klischewski (anton.klischewski@fairerhandel.berlin) und erhalten Sie monatlich das Update „Fairplay in Berlin“.
- Kommen Sie zum nächsten Runden Tisch Nachhaltigkeit im Berliner Sport und vernetzen Sie sich:
Mai (Präsenz)
Juli (digital)
Oktober (Präsenz) - Starten Sie Ihr erstes faires Projekt: Zum Beispiel faire Baumwollshirts fürs Feriencamp oder nachhaltig produzierte Trikots.
- Tragen Sie sich im Fairen Stadtplan ein und zeigen Sie, dass Sie auch abseits des Platzes für Fairplay stehen.
- Vielleicht wird Ihre Organisation sogar Bündnisakteur:in für den Fairen Handel in Berlin!
