All dies sind nur einige Beispiele aus vielen Bereichen, in denen beim Labor Tempelhof nach Cradle to Cradle optimiert wurde. Ein C2C-Großevent ist heute noch nicht zu hundert Prozent möglich, doch Labor Tempelhof zeigt, wie nah wir dem Ziel bereits kommen können. Gleichzeitig wird deutlich, wie schnell Fortschritte gemacht werden können: Schon 2024 waren die Großkonzerte deutlich “cradleliger” als noch 2022. Zwischen den beiden Jahren haben sich viele Prozesse durch die Erfahrungen aus dem Pilotjahr deutlich vereinfacht. Vorproduktionen wurden effizienter, da etablierte Strukturen genutzt werden konnten. Auch die Zusammenarbeit mit Dienstleistenden lief eingespielter und sparte so Zeit und Energie. Alle Erkenntnisse, Hinweise und Praxisbeispiele des Projekts sind online in einem Guidebook verfügbar.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Projekt Labor Tempelhof sind nicht nur für Musikfestivals relevant. Auch bei Sportveranstaltungen zeigen sich ähnliche Herausforderungen: So entstehen auch hier bis zu 80 % der Emissionen allein durch die An- und Abreise der Zuschauenden. Darüber hinaus müssen Produkte und Prozesse stets im Hinblick auf ihr Nutzungsszenario gestaltet werden. Das gilt unter anderem auch für Kunstrasen, dessen Abrieb in die Biosphäre gelangt und daher besonders sorgfältig gestaltet werden sollte. Zur Fußball-EM 2024 sorgte ein 24.000 Quadratmeter großer Kunstrasenteppich auf der Fanmeile am Brandenburger Tor für Schlagzeilen, weil er sich während der Nutzung auflöste und große Mengen Mikroplastik freisetzte. Dabei zeigen erste Ansätze, dass es auch anders geht. So produziert Shaw Industries Group Kunstrasen nach dem Cradle to Cradle-Ansatz, der beispielsweise beim US-Footballteam Baltimore Ravens zum Einsatz kommt. Cradle to Cradle findet sich zunehmend auch im Sport-Merchandise. Der VfB Stuttgart bietet beispielsweise C2C-Fanartikel an.
Wie wichtig solche Initiativen und Pilotprojekte sind, zeigen viele weitere Veranstaltungen, die sich am Beispiel Labor Tempelhof orientieren und auf C2C-Innovationen zurückgreifen. Im Juni 2023 feierte das neue Format ZukunftsMucke, inspiriert von Labor Tempelhof, seinen Auftakt als möglichst kreislauffähige Veranstaltung in Mainz. Auch auf der Green Culture Konferenz der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien 2023 entwickelten Teilnehmende Umsetzungsideen nach dem Vorbild von Labor Tempelhof für ihre eigenen Veranstaltungen. Im Juli 2024 fand im Park Sanssouci in Potsdam das Green Culture Festival statt, bei dem Labor Tempelhof Thema eines Vortrags war. Labor Tempelhof beweist, Großveranstaltungen stehen nicht im Widerspruch zu Klima- und Ressourcenschutz. Im Gegenteil, sie können zu lebendigen Experimentierfeldern und Leuchttürmen werden, die zeigen, wie positive Eventgestaltung nicht nur möglich, sondern auch inspirierend ist. Wenn wir echte Veränderungen wollen, müssen Wandel und Kreislaufwirtschaft Spaß machen. Und wie könnte dies besser erlebbar werden als durch Sport, Kultur und Kunst?