Fußball fairbindet
Fußball bringt Menschen zusammen und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Auf dem Platz bist du Teil des Teams. Gemeinsam mit anderen Fans feuerst du dein Team von der Seitenlinie an. Fußball weckt nicht nur Spaß an Bewegung, sondern lehrt uns auch einen fairen und respektvollen Umgang miteinander.
Allein in Berlin sind weit mehr als 200.000 Menschen Mitglied in einem von rund 400 Fußballvereinen (LSB). Doch woher kommen eigentlich die Bälle und die Trikots, in denen sie kicken. Und unter welchen Bedingungen werden sie hergestellt? Hier ist Fair Play in der Lieferkette noch nicht der Standard. Doch viele Unternehmen und Vereine machen vor, wie sie für faire Arbeitsbedingungen in der Sportartikelproduktion einstehen.
faire Fußbälle rollen durch Berlin
In Berliner Amateurvereinen und Schulen rollen, springen und fliegen seit 2018 rund 6.000 faire Bälle. Damit setzen sie ein wichtiges Signal für Fair Play auf und neben dem Platz. Damit sind Berlins Amateur:innen den Profis weit voraus. Bisher spielt kein einziger Verein aus der ersten Bundesliga mit fairen Bällen.
Wie werden Fußbälle hergestellt?
Die Stadt Sialkot im Nordosten Pakistans gilt als die Welthauptstadt der Fußball-Produktion. Bis zu 70. Millionen Fußbälle werden dort pro Jahr hergestellt. Das entspricht rund 2/3 der Weltproduktion – auch für Marken wie Adidas, Nike und Puma.
Rund eine Million Menschen lebt in der Region von der Fußball-Herstellung. Doch kaum einer von ihnen hat Zeit, Fußball zu spielen, so Reuters. Denn sie arbeiten bis zu 12 Stunden am Tag. In aufwändiger Handarbeit nähen sie 20 Sechsecke und 12 Fünfecke mit 630 Stichen und an den Ecken mit 60 Doppelstichen zusammen. Dafür brauchen sie rund 90 Minuten und erhalten einen Lohn von 90 Cent je Ball. Das Geld reicht für die Familien kaum zu Leben.
Doch es geht auch anders, zeigt beispielsweise der Ballhersteller Vision Technologies. Die Preise für die Bälle setzt er so fest, dass sie menschenwürdige Arbeitsbedingungen ermöglichen. Dazu zählen geregelte Pausenzeiten für die Arbeiter:innen, Arbeitsschutz bei gefährlichen Tätigkeiten, Sozialleistungen wie Krankenversicherung und Rentenprogramme und Löhne, die auch zum Leben reichen. Frauen werden gezielt gefördert.
Hier findet ihr ein Video von der deutschen Welle zur Produktion fairer Sportbälle.
Inzwischen gibt es schon eine ganze Reihe Anbieter fairer Bälle. Derbystar bietet zum Beispiel den handgenähten Gamma TT mit Fairtrade-Zertifizierung an. Die Bälle gibt es in vielen Online Shops, aber auch Geschäften in Berlin. Diese findet ihr z.B. über den Fairen Stadtplan Berlin.
Kübler Sport bietet den Samba® Fairtrade Fußball IMPACT in zwei Größen an. Und Benz Sport hält ebenfalls eine große Auswahl fair gehandelter Bälle für euch bereit.
Also nichts wie los. Bring den fairen Ball ins Rollen.
Trikottausch für mehr Fairness in der Lieferkette
Das Trikot der deutschen Nationalelf zur WM in Katar hat 2022 regulär 90€ im Laden gekostet. Von den 90 € gehen fast zwei Drittel an die Händler (58,05 €; 64,5 %), sprich: an die Sportartikel-Kette, das Sportgeschäft oder den Onlineshop. Durch den Ausbau des Direktvertriebs via Internet verdient auch der Trikothersteller Adidas zunehmend am Verkauf. Bis 2025 sollen rund 50 Prozent des Konzernumsatzes direkt erzielt werden.
Beim Hersteller Adidas landen zudem 26,10 € (29 %) des Trikotpreises, davon bleibt die Hälfte als Gewinn. Ein Teil fließt als Lizenzgebühren an den DFB, einen anderen investiert Adidas ins Sponsoring, so als offizieller WM-Sponsor in Katar.
Lediglich 90 Cent (1 %) bekommen die Arbeiter:innen, die im Akkord die Trikots nähen.
Quelle: CIR (2022): Unhaltbar.
Die Zeit und das Recherche-Kollektiv flip stellten bei einer Recherche rund um das WM-Trikot 2022 Missstände in der Lieferkette und Greenwashing fest. Das Trikot sollte laut adidas aus recyceltem Meeresplastik produziert sein. Die Reporter:innen deckten jedoch auf, dass das Plastik zum Großteil nicht aus Sammlungen der Umweltorganisation Parley stammten. Stattdessen kam das Plastik aus Thailand und den Philippinen. Dort sei laut der Recherchen Kinderarbeit im informellen Sektor nur schwer auszuschließen. Nach dem Kauf der Trikots landen außerdem bei jedem Waschgang Unmengen dieses Plastiks wieder im Meer.
Das Trikot der diesjährigen Europameisterschaft enthält kein recyceltes Plastik mehr nach aktuellen Untersuchungen von Flip und ZDF. Von einem kreislauffähigen Trikot ist der adidas noch weit entfernt.
Style und faire Lieferketten: Berliner Unternehmen Raval macht’s vor
Hast du dich auch schon immer gefragt, wo Poldi und Co. eigentlich diese stylischen Trikots für die Baller League herhaben? Von Raval. Das Berliner Unternehmen produziert faire Trikots aus recyceltem Polyester in Portugal. Dort bekommst du für dich und dein Team individuelle Trikots und Team Wear.
Fair vom Feld in den Fanshop der Bundesliga-Vereine
Neun Vereine des deutschen Profifußballs (1. FC Union Berlin, Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, FC St. Pauli, SV Werder Bremen, VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg) haben sich mit dem BMZ und dem nachhaltigen Textilproduzenten Brands Fashion zusammengetan, um Kleinbäuerinnen und -bauern in Indien in den kommenden drei Jahren bei der Umstellung auf den Anbau von Biobaumwolle zu unterstützen.
Das Projekt „Vom Feld in den Fanshop“ zielt darauf ab, nachhaltig produzierte Fanartikel in Deutschland anzubieten, so dass Fans nicht nur ihren Verein, sondern auch gute Lebensbedingungen und Klima- und Umweltschutz unterstützen können. Es wird durchgeführt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und unterstützt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Nicht nur die Profis stehen in der Verantwortung, auch im Breitensport können wir mit Vorbild vorangehen. Die Hauptstadt ist schon mittendrin, statt nur dabei. Hier erfährst du, wie auch du fairer kicken kannst.