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Ein Verein auf fairer „Mission Inklusion“

(c) Pfeffersport

Die „Aufstiegsmission“ oder die „Mission Klassenerhalt“ gehören zum klassischen Vokabular der Fußballszene – oftmals ausgerufen im Zuge von ambitionierten Vereinsentwicklungsprojekten oder als letzter Ausweg vor einem drohenden Abstieg in einer sportlichen Krise. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Bundes- oder Kreisligisten handelt.

Aber haben Sie auch schon von der „Mission Inklusion“ aus Prenzlauer Berg gehört? Diese trägt der Verein Pfeffersport, dessen 1. Männermannschaft sich derzeit auf dem besten Weg in Richtung Landesliga befindet, seit Gründung 1990 stolz zur Schau.

  • 20. Mai 2025

Mission Inklusion

Mit über 5.300 Mitgliedern und mehr als 50 Sportarten gehört er zu den größten Breitensportvereinen der Hauptstadt. Über den Sport hinaus versteht sich Pfeffersport als Vermittler von Werten und engagiert sich aktiv im Berliner Inklusionsnetzwerk für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Dazu gehört das Qualifizierungsprogramm „Mission Inklusion“ mit Fortbildungen und Workshops für eine inklusivere Sportwelt. Nun hat es der Slogan auch auf ein besonderes Trikot geschafft.

(Foto von Moritz Eden / City-Press GmbH Bildagentur)
Fairer Handel, Sport für alle

Entworfen wurde das Trikot mit dem Berliner Streetwear-Label „Iriedaily“, das seit über 30 Jahren für faire Produktion und freiwillige Verantwortung steht. DNA der Marke ist der aktive Einsatz gegen Gewalt, Diskriminierung und jegliche Art von Rassismus. Gemeinsam mit Iriedaily ist bei Pfeffersport deswegen die Idee für ein Sondertrikot entstanden.

Die Marke verzichtete auf ein größeres Brustsponsoring und stellte stattdessen die Vereinsidee großflächig dar: Mission Inklusion. Zur Fußball-Europameisterschaft 2024 wurde die gesamte Fußballabteilung und alle Übungsleitenden mit den fairen Shirts ausgestattet. Doch was unterscheidet das Trikot von konventionellen Modellen aus dem Breitensport? Iriedaily ist seit Anfang 2016 Mitglied von Fair Wear, einer unabhängigen und gemeinnützigen Organisation, die von Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Unternehmensverbänden gesteuert wird.

Fair Wear hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Arbeitsbedingungen der Hunderttausenden von Arbeiterinnen und Arbeitern zu verbessern, die am Herstellungsprozess der Textilien in den Mitgliedsunternehmen beteiligt sind. Von Menschenrechtsorganisationen wird Fair Wear als Vorbild in den Kategorien Soziales und Glaubwürdigkeit eingeschätzt. Der faire Handel entlang der Lieferkette passt mit dem Zukunftsauftrag von Pfeffersport überein, langfristig zu denken und den Mitgliedern einen Wertekompass mitzugeben.

Im Verein bewegen sich anteilig 70 % Kinder und Jugendliche, die sich über dieses Engagement schon frühzeitig mit sozialen und ökologischen Themen auseinandersetzen. Neben den Trikots stattet Pfeffersport auch immer mehr Teams mit fair gehandelten Fußbällen aus.

Botschaften von der Basis

Mit diesem Statement-Trikot reiht man sich in eine illustre Reihe von Berliner Sportvereinen ein. Ebenfalls von Iriedaily produziert sind die Trikots des Kreuzberger Vereins Hansa 07. „Catenaccio gegen Rassismus“ steht dort auf der Trikotbrust, daneben unterstützt das Streetwear-Label beim Merchandise und bei der Ausstattung der Ehrenamtlichen.

In den Artikeln 2 und 3 der Serie „Berlin spielt fair“, einer Kooperation zwischen der Fußballwoche und dem Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin, wurden bereits die fairen Trikots von Polar Pinguin und des FC Internationale vorgestellt. Bei Polar ziert sowohl auf der Trainings- als auch auf der Spielkleidung kein Trikotsponsor die Brust, sondern der gemeinnützige Verein „Pro Asyl“.

Das alternative Wappen „No Racism“ von Inter ist stadtbekannt und wird seit über 25 Jahren auf allen Trikots und im Merchandise verwendet. Beide Vereine greifen auf alternative und nachhaltigere Sportmarken wie Raval Football oder runamics zurück.

Vereine für Veränderung

Ist der Weg der nachhaltigen Produktion von Spielkleidung also ein gangbarer Weg für Berliner Amateurvereine?

Die aufgezählten Beispiele zeigen, dass es möglich ist. Allerdings hat Iriedaily auf Nachfrage bestätigt, dass es sich bei den beiden ausgerüsteten Vereinen um Einzelprojekte handelt und vorerst keine größere Produktion in Form einer Vereinskollektion angestrebt ist. Die interessierte Nachfrage für mehr Nachhaltigkeit bei den Trikots, Hosen und Stutzen von der Basis zeigt aber eine klare Richtung für die größeren Sportartikelhersteller auf.

Wenn sie langfristig Geschäfte mit innovativen Vereinen abschließen wollen, müssen sie für ökologische Produktion und mehr Fairness in der Lieferkette einstehen. Auch die herkömmliche Praxis über Zwischenhändler ist zu hinterfragen. Die größeren Marken gehen schon lange keine direkten Verträge mit Breitensportvereinen mehr ein, sondern schalten einen lokalen Vertragspartner dazwischen. Große Teamsporthändler diktieren Preise und Marktregeln und haben Nachhaltigkeit noch nicht im Kerngeschäft etabliert. Je mehr Vereine vor der nächsten Vertragsunterzeichnung ins Gespräch mit den Ausrüstern kommen und Fairness-Faktoren verlangen, desto schneller tritt positive Veränderung im Markt ein.

Und wer weiß – vielleicht schafft es Ihr Verein bald in den nächsten Teil der Serie „Berlin spielt fair“!

Zur Serie – Berlin spielt fair.

„Berlin spielt fair“ ist eine Kooperation der Fußball-Woche mit dem Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin. Wie genau der Berliner Sport fair wird und welche entscheidende Rolle ihm dabei zukommt, das erfahren Sie in einer sechsteiligen Serie rund um Vereine, die einfach losgelegt haben. Wir liefern Tipps für den Vereinsalltag und inspirieren für nachhaltiges Engagement an der Basis.

Der Beitrag ist im Rahmen einer Kollaboration der Fussballwoche und des Aktionsbündnisses entstanden.

Euer Ansprechpartner
Anton Klischewski
Referent für Sport und Fairer Handel
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